Der zunehmende Mond warf seinen glänzenden, weißen Schein auf den Weg zu den Ruinen hinab. Dabei war er jedoch kaum zu erkennen, da er mit dem bereits gefallenen schwarzen Regen verschmolz.
Der nächtliche Himmel war in jener Nacht von Wolken umgeben, die dem Willen ihrer düsteren Seele folgten und den Mond immer wieder zu verschleiern versuchten. Die Sterne führten ebenfalls eine hoffnungslose Schlacht gegen die Wolken, welche sie ihres Zierbildes beraubten.
Der Pfad zu den alten Ruinen, der wegen des Regens fast nicht zu ergründen war, wurde von Blutlachen so tiefrot wie Rubine besudelt. Sie durchkämmten den ganzen Weg, bis die Spur bei einem Wesen endete, dass sich geräuschlos wie ein Schatten und benebelt wie ein Schemen bewegte.
Es begab sich in eines der viele Gebäude hinein, ging langsamen, betrübten Schrittes, ohne der Absicht aus der Melancholie jemals zu erwachen.
Der Weg geleitete das Geschöpf zu einer Treppe, die noch relativ gut in Takt war und weit nach oben führte. Sein Gang verlangsamte sich, klang aus und es blieb stehen, wobei es sich nun an das Treppengeländer lehnte und seinen Blick nach oben schweifen ließ.
Feine Blutlinien strömten von dessen Arm hinab und wurden vom Wasser am Boden aufgefangen. Es heftete seinen Blick daran und versank in tiefe Gedanken, während der schwarze Regen ruhelos auf sein schwarzsilbernes Haar und auf seine blassgrünen Wangen fiel.
»Warum legst du dein Gewissen nicht ab, sondern schwelgst in Gedanken an unsere Taten? »erklang jählings eine ruhige, doch charismatische Stimme. Das Wesen drehte sich unvermittelt um und ballte instinktiv seine Fäuste. Aber sogleich erblickte es das Gesicht seiner Gefährtin, das trotz der Narben wundervolle Züge besaß und lockerte sie wieder.
»Weil wir Mörder sind«, antwortete es flüsternd. »Wir sind Mutanten, vergiss dies nicht«, sagte die Gefährtin. »Der Tod der Menschen ist unsere Lebensflamme. Erweise dich als glücklich, ein Wesen solcher Art zu sein, kein Mensch kann dich berühren, kein Mensch könnte je deine Schönheit besitzen.«
»Das abtrünnige, elendige Menschenvolk ist mir gleichgültig!« rief er. Seine Stimme verursachte ein Echo, wobei gleich nichts als Stille in der Ruine herrschte.
Atemzüge vergingen, die Gefährtin näherte sich rasch und legte ihren Arme um ihn. Vorsichtig löste er sich aus ihrem Halt und trat einen Schritt zurück. Der Blick der Gefährtin fiel auf seinen Arm, der noch immer mit nicht getrocknetem, fremdem Blut beschmutzt war.
»Feinde zu töten, Freunde zu beschützen. Dies ist ein Weg der Ewigkeit. Auch wenn du deine Ehre besudeln würdest, so fändest du Erlösung in der Ewigkeit.«
». . .was für ein Sinn verbirgt sich dahinter?« antwortete sie. »Jeder ist ein Mörder.«
Ein knacken und rauschen ließ beide kurz innehalten. Zeitgleich blickten sie die Treppe hinauf wo sie den Ursprung der Geräusche vermuteten. Für eine Weile sprachen die beiden kein Wort aus, jeder befand sich in eigenen Gedanken und wartet ab.
„… ist noch jemand da draußen…?“
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